Tagesarchiv für den 22. Februar 2013

Kleider machen Leute (zu Prinzessinnen)

von Conny

In der Stadt, in der ich aufwuchs, gab es ein Brautmodengeschäft. Naja, sicherlich gab es mehr als nur eines aber dieses eine ist mir in Erinnerung geblieben. Ich kann mich zurück entsinnen, dass ich oft mit meiner Mama dort vorbeigelaufen bin und es sie jedes Mal einiges an Geduld, Überzeugungsarbeit und Ablenkungsmanöver gekostet hat, mich dort wieder wegzubringen. Ich hätte stundenlang vor den großen Fenstern stehen und die Schaufensterpuppen in Ihren Brautkleidern ansehen können. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie ich später einmal all diese die Kleider anprobieren und darin herumstolzieren wollte. Das Heiraten war aus meiner Sicht damals nicht wirklich eine zwingende Voraussetzung um ein Brautkleid zu kaufen. So klar waren die Kleider in meinen Augen auch nicht als Brautkleider definiert. Sie sahen eher ein wenig nach Prinzessinnenkleidern aus. Und eine Prinzessin kann ja wohl jeder sein, oder?

Dabei war ich gar kein Mädchen, dem man den Prinzessinnentraum abgekauft hätte. Ich war vielmehr diejenige, die mit den Jungs Klingelstreiche ausheckte oder im nahe gelegenen Wald eine Höhle baute. Meine erste und einzige Barbiepuppe hatte eine Lebenszeit von nicht einmal 24 Stunden, da sie es gewagt hat sich nur mühsam an- und umziehen zu lassen.

Aber diese Brautkleider hatten es mir angetan und entführten mich in eine ganz andere Welt. Jahre später, ich glaube ich war ca. 17 Jahre alt, kam ich mit einer Freundin wieder an diesem Geschäft vorbei und was soll ich sagen: Die Anziehungskraft war noch immer die gleiche. Ich ertappte mich dabei, wie ich gedankenverloren ein Brautkleid ansah – ein Traum aus Seide und Spitze mit winzig kleinen Rosenblüten, die verstreut auf dem Kleid angebracht waren – und wieder diesen verträumten Blick bekam. Ich nahm mir fest vor, wenn ich mal heirate, dann wird es genau so ein Kleid. Wir überlegten sogar, ob wir einfach mal zum Anprobieren in das Geschäft gehen sollten, haben uns dann aber doch nicht getraut, weil uns eigentlich klar war, dass uns niemand die Geschichte der jungen angehenden Braut abnehmen würde. Inzwischen sind weitere 13 Jahre vergangen, die damalige Kollektion dürfte längst nicht mehr existieren und in meiner Erinnerung ist das Kleid bestimmt ohnehin viel schöner als es in der Realität je war.

Ich habe also beschlossen, das Thema Brautkleidsuche nun etwas rationeller anzugehen. Es folgten Recherchen über geeignete Schnitte und empfohlene Farben und ich versuchte mir einen Überblick über die Trends zu verschaffen. Nach tagelangen Suchen wusste ich zumindest, was ich alles nicht will. Auf keinen Fall würde es ein kurzes Kleid werden. Auch der Meerjungfrauenschnitt gefiel mir für mich nicht und diese Kleider, die vorne kurz und hinten lang sind, kamen für mich auch nicht in Frage.

Thomas hatte nur eine Bitte: „Es sollte schon weiß (oder eine der Abstufungen) sein. Für mich als Mann ist der Unterschied zwischen weiß, elfenbein, creme und champagner nicht so groß aber ich wünsche mir keine Braut in einem roten oder schwarzen Kleid. Sag mir dann einfach in welcher Farbe ich mein Hemd kaufen soll“. Ok, das sollte sich einrichten lassen.

Je ich las und im Internet sah, desto verwirrter war ich. Ist es nun gut, wenn man relativ genaue Vorstellungen hat, von dem was man will und nicht will? Oder sollte man darauf vertrauen, dass die Verkäuferin einen besser einschätzen kann und möglichst unvoreingenommen zum Anprobetermin erscheinen? Schließlich macht sie dies beruflich und hat bestimmt schon eine ganze Menge Frauen für diesen einen besonderen Tag eingekleidet. Andererseits kennt sie mich ja überhaupt nicht. Ich will unter keinen Umständen verkleidet aussehen und wohlfühlen muss ich mich in dem Kleid ja auch. Schließlich trage ich es einen ganze Weile.

Irgendwo stand, man solle maximal 2 Begleiterinnen mitnehmen, getreu dem Motto „viele Köche verderben den Brei“. An anderer Stelle wird erwähnt, dass man mitnehmen solle, wen man dabei haben wolle und dass dazu meist neben der Trauzeugin die Mutter und Schwester zählen. In meinem Fall ist das etwas schwierig, denn meine Mama ist vor einigen Jahren gestorben und ich merke bei den Hochzeitsvorbereitungen, dass sie mir hierbei besonders häufig fehlt. In der Lebensgefährtin meines Vaters habe ich eine gute Freundin gefunden und auch meine Schwiegermama soll in jedem Fall mit. Schwestern habe ich keine aber zwei zukünftige Schwägerinnen, die beide bereits verheiratet sind und daher auch Erfahrung mitbringen würden. Und dann wäre da natürlich noch meine Trauzeugin. Am 09.03. habe ich nun den ersten Anprobetermin ausgemacht. Mal sehen, wie die Dame reagiert, wenn wir dort zu sechst aufschlagen. Ich werde berichten…

bisher 3 Kommentare 22. Februar 2013


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